Die Asiatische Hornisse (rechts) ist etwas kleiner als die Europäische. Sie zeichnet sich aus durch die gelben Enden ihrer Beine und ihren hauptsächlich schwarzen Hinterleib. Bienen gehören zu ihren Leibspeisen. Auf dem Bild muss wohl gerade eine dran glauben. Foto: adobe stock

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Asiatische Hornisse auch im Wald: So verhindert man ihr Ausbreiten

Die Asiatische Hornisse verbreitet sich rasant in der Schweiz. Da sich der Neozon von heimischen Honigbienen und anderen Insekten ernährt, ist es wichtig, dass man ihn frühzeitig erkennt und meldet. Im Winter sind die Nester in den Baumkronen leichter zu entdecken.

Sarah Sidler | Vor sieben Jahren wurde die Asiatische Hornisse das erste Mal in der Schweiz, im Kanton Jura, gesichtet. Seither breitet sich das staatenbildende Insekt hierzulande entlang der Jurakette aus. 2023 trat die Asiatische Hornisse laut der Schweizer Meldeplattform www.asiatischehornisse.ch bereits in 14 Kantonen auf. In der Schweiz umfasst das Risikogebiet für ihre Verbreitung das Mittelland, den Jurabogen und die Alpentäler. 

Im Kanton Genf wurden dieses Jahr bereits über 100 Nester entfernt, täglich werden neue gefunden. In einem Nest kommen bis zu 500 Königinnen vor, welche weitere Nester mit Hornissenvölkern gründen können, schreibt die «Solothurner Zeitung». Die Tiere breiten sich also schnell und flächendeckend aus. Auf asiatischehornisse.ch wurden bereits 1600 Sichtungen registriert. Es ist äusserst wichtig, dass alle Sichtungen aus der Bevölkerung dort gemeldet werden. Jetzt sieht man ihre Nester im Wald besonders gut, da die Blätter fehlen. Waldbesitzende und -bewirtschaftende sind gefragt.

Die Asiatische Hornisse stellt ein Problem für das ökologische Gleichgewicht in der Schweiz dar, denn sie jagt einheimische Insekten, mit Vorliebe Honigbienen. Die Situation der Insekten in der Schweiz ist jedoch seit einiger Zeit besorgniserregend. Dies schreiben Forschende im ersten umfassenden Zustandsbericht «Insektenvielfalt in der Schweiz», publiziert 2021 vom Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz. Demnach gingen Vielfalt und Grösse der Insektenbestände vor allem im Mittelland stark zurück, mittlerweile aber auch im Jura und in den Alpen – genau dort, wo die Asiatische Hornisse sich ausbreitet.

Da die gelb-schwarzen Insekten die heimische Biodiversität sowie Bienenpopulationen gefährden, wurden sie vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) als gebietsfremde, invasive Art eingestuft, die nachweislich Umweltschäden verursacht. Damit darf sie  bekämpft werden. Dies erweist sich in verschiedener Hinsicht als kompliziertes Unterfangen. So fehlt etwa eine nationale Strategie, und die Kantone müssen sich im Kampf gegen die Vespa velutina selbst organisieren. 

Schon wieder eine neue Art nachgewiesen

Im Kanton Solothurn beispielsweise hat der kantonale Imkerverband vor zwei Jahren die Arbeitsgruppe Asiatische Hornisse ins Leben gerufen. Peter Baumgartner ist Mitglied dieser Gruppe und als Asiatische-Hornisse-Scout im Kanton unterwegs. Er hat dieses Jahr bereits über zwölf Nester gefunden und von Spezialisten entfernen lassen. Während sich die Primärnester  meist an geschützten Orten wie Vordächern, Unterständen, Garagen, Hütten, leeren Bienenstöcken oder sogar in Gebüschen befinden, kommen Sekundärnester meist in Baumkronen vor. Im Winter kann man ein Sekundärnest leichter spontan entdecken, da es in der Baumkrone eines Laubbaums nach dem Blattfall zwischen den Ästen gut zu sehen ist, schreibt asiatischehornisse.ch. In dieser Jahreszeit ist das Nest zwar meist leer, aber für die Analyse weiterhin interessant, um die Ausbreitung der Art in der Region zu dokumentieren und die Bekämpfung im Folgejahr zu organisieren.

Peter Baumgartner erkennt die Nester der Asiatischen Hornisse an ihrer Form, Farbe und Struktur. Die Form ist bei frei hängenden Nestern tropfenförmig, bei angehängten – an einer Fassade oder am Unterdach – eher wie ein übergrosses Schwalbennest. Der Eingang ist meistens im oberen Drittel und hat einen Durchmesser von vier Zentimetern.

Der Hornissen-Scout findet die Nester der Asiatischen Hornisse an verschiedensten Bäumen. «Wir finden sie an Buchen, Lärchen, Tannen, Ahorn, Eichen und so weiter.» Sichtet man das Insekt oder eines ihrer Nester im Wald, muss es zwingend über das Portal gemeldet werden. «Vorsicht ist geboten beim Fällen der Bäume. Die Asiatische Hornisse verteidigt ihr Nest ziemlich aggressiv. Also nie in die Nähe gehen, wenn beim Baumfällen ein starker Beflug entsteht. Sie jagen uns bis zu 30 Meter ums Nest», sagt Peter Baumgartner. Weiter rät der Fachmann, dass das Forstpersonal immer ein Notfall-Tablettenset aus der Drogerie dabeihaben sollte. «Sollte ein Forstarbeiter oder ein Zuschauer mehrfach gestochen werden, kann dies im Notfall sofort helfen.» Gefundene Nester sollen nicht in Eigenregie, sondern mithilfe von Spezialisten entfernt werden. Fachleute sind sich jedoch einig, dass die Asiatische Hornisse nicht mehr aus der Schweiz verschwinden wird. 

Und bereits wurde wieder eine neue Hornissenart dokumentiert: Mitte Oktober hat eine Nutzerin der Plattform naturgucker.de des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) das Foto einer Orientalischen Hornisse hochgeladen. «Noch kann nicht eingeschätzt werden, ob diese Art negative Auswirkungen auf unsere heimische Fauna haben wird», sagt die NABU-Insektenexpertin.

Über diese und viele weitere Themen lesen Sie in der neuen Ausgabe von «WALD und HOLZ».

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