Der geplante Neubau besteht aus einem zweigeschossigen Längsbau und einem viergeschossigen Kopfbau. Visualisierung: Lignum Holzkette St. Gallen

Zeitschriften | Verband & PolitikLesezeit 2 min.

14-Millionen-Projekt «Werkraum Holz & Energie» wird zur Realität

In Wattwil baut der St. Galler Kantonalverband von Holzbau Schweiz ein neues Kurszentrum, dem ein «Forum für Innovation & Nachhaltigkeit» angegliedert werden soll. Für die Übernahme und den Betrieb des Forums wurde eigens eine Genossenschaft gegründet.

Thomas Güntert* | Die Lehrzeitverlängerung der Zimmerleute auf vier Jahre hat ab 2014 zu einer schrittweisen Verdoppelung der überbetrieblichen Kurstage geführt. Weil die bisher genutzten Räumlichkeiten des Berufs- und Weiterbildungszentrums Toggenburg (BWZT) in Wattwil dafür nicht mehr ausreichten, wurde im November 2016 die Ausgliederung beschlossen. Das Bauprojekt «Campus Wattwil» umfasst künftig sowohl den Neubau der Kantonsschule als auch die Gebäude des BWZT. Die neue Kantonsschule soll im Sommer 2026 bezugsbereit sein. Ab diesem Zeitpunkt wird der Berufsschulunterricht in der dannzumal leerstehenden alten Kantonsschule stattfinden, damit unterdessen das Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg saniert und erweitert werden kann. Der Aussenstandort in Lichtensteig wird aufgehoben.

Werkraum Holz & Energie bündelt Synergien

Der St. Galler Kantonalverband von Holzbau Schweiz baut in diesem Rahmen zusammen mit einer eigens dafür gegründeten Genossenschaft an zentraler Lage an der Austrasse in Wattwil den «Werkraum Holz & Energie», in dem die Themen Holz, Energie und Bildung vernetzt werden sollen. Der vom renommierten Ostschweizer Architekten Carlos Martinez entworfene Holzbau umfasst einen zweigeschossigen Längsbau und einen viergeschossigen multifunktionalen Kopfbau. Lediglich das Untergeschoss sowie brandschutzrelevante Zonen wie die Treppenhäuser werden in Betonbauweise ausgeführt. Der restliche Gebäudekomplex wird mit Schweizer Holz gebaut. «Der Grundgedanke des Werkraums ist, Synergien zu finden, zu bündeln und zu nutzen», sagte Sepp Fust, Geschäftsführer der Lignum Holzkette St. Gallen und Leiter der Grundbildung am Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg in Wattwil. Die Baukosten für den «Werkraum Holz & Energie» belaufen sich auf rund 14 Millionen Franken.

Auch die Volksschule nutzt das Kurszentrum

Das Gebäude auf der rund 3000 Quadratmeter grossen Parzelle, welche die Gemeinde Wattwil im Baurecht zur Verfügung stellte, ist baulich eine Einheit, wird inhaltlich aber von zwei Elementen geprägt. Im Längsbau gibt es im Untergeschoss eine Tiefgarage mit jeweils zehn Bus- und PKW-Stellplätzen. Im Erd- und im ersten Obergeschoss werden das Kurszentrum von Holzbau Schweiz, Kantonalverband St. Gallen, sowie die Werkstätten der Oberstufe der Schule Wattwil-Krinau untergebracht. 

In den Räumlichkeiten des Kurszentrums können bei gegebener Vereinbarkeit auch externe Kurse, Workshops und dergleichen durchgeführt werden. Auf dem Flachdach gibt es ergänzend zur Photovoltaikanlage eine Dachterrasse mit einem Erlebnisgarten für unterschiedliche Projekte und Ausstellungen zum Thema Energie. Im nächsten Sommer soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, damit das Kurszentrum im Jahr 2026 fertiggestellt werden kann. Die Kosten von ungefähr sieben Millionen Franken für den Längsbau mit Tiefgarage werden vollumfänglich vom Kantonalverband St. Gallen, Holzbau Schweiz, getragen.

Das Forum ist das Herzstück im Kopfbau 

Im Kopfbau werden sich Energietal Toggenburg, Lignum Holzkette St. Gallen, Energieakademie Toggenburg, Waldregion 5 und das Regionaldidaktische Zentrum der Pädagogischen Hochschule St. Gallen einmieten. Jede Organisation hat grundsätzlich eigene Räumlichkeiten, wobei aber Mehrfachnutzungen angestrebt werden. So soll die Geschäftsstelle der Lignum Holzkette St. Gallen von den anderen Mietern der Räumlichkeiten auch als Sitzungszimmer genutzt werden. Ferner betreibt der Verein «Säntis Innovations-Cluster Holz» mit Unterstützung der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz in Chur ein mobiles «FabLab», wie eine offene Werkstatt mit digitalen Fertigungsmöglichkeiten bezeichnet wird. Offene Bewegungsräume, die für den Wissensaustausch nutzbar sind, runden das Raumprogramm ebenso ab wie der Treffpunkt im Erdgeschoss mit Verpflegungsmöglichkeiten.

Das Herzstück des Kopfbaus ist das unterteilbare «Forum für Innovation und Nachhaltigkeit», das im Erdgeschoss Raum für Veranstaltungen mit bis zu 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bietet. Die Räume sind für Ausstellungen, Anlässe, Workshops oder Co-Working multifunktional verwendbar. Angrenzend gibt es für die Nutzer und die breite Öffentlichkeit einen zweigeschossigen Showroom für innovative Exponate und regionales Handwerk.

Das Forum fungiert räumlich als Ausstellungs- und Veranstaltungsort und inhaltlich als Hub für Wissensvermittlung, Sensibilisierung und Innovation. Das Wissen, die Erfahrungen und die Ideen aller beteiligten Institutionen und Branchenverbände, die im Kopfbau untergebracht sind, werden gebündelt und ab 2027 einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die Gesellschaft soll dabei für den nachwachsenden Roh- und Baustoff Holz sensibilisiert werden. Das Forum wird professionell kuratiert. Ein entsprechendes Mandat wurde Matthias Unseld, dem früheren Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrums Toggenburg, bereits erteilt.

Finanzierung braucht weitere Unterstützung

Zur Realisierung des Kopfbaus wurde die Genossenschaft «Werkraum Holz & Energie» als Trägerschaft gegründet, die als Eigentümerin und Vermieterin der Räumlichkeiten agieren soll. Der rund sieben Millionen Franken teure Kopfbau wird vom Kantonalverband St. Gallen, Holzbau Schweiz, gebaut und der Genossenschaft übertragen. Der Kopfbau wird aber nur realisiert, wenn die Genossenschaft Eigenmittel in Form von Kapital und Sponsoringgeldern in Höhe von rund 2,5 Millionen Franken beschaffen kann. Alle Nutzer des Kopfbaus beteiligen sich anteilmässig am Kapitalaufbau. Als Hauptsponsor konnte die St. Galler Kantonalbank gewonnen werden. Die Genossenschaft wird zusätzlich durch namhafte Beiträge weiterer Institutionen wie der Politischen Gemeinde Wattwil, der Thurwerke AG, der IG Holz Toggenburg, des Verbands Wald St. Gallen & Liechtenstein sowie des Branchenverbandes des Schreinergewerbes, VSSM-Sektion Thur-Linth, unterstützt. 

Mehrere Stiftungen sowie die kantonale Standortförderung haben ebenfalls Beiträge gesprochen, die mehrheitlich aber für den Betrieb des Forums vorgesehen sind. Laut Sepp Fust, der auch Präsident der Genossenschaft «Werkraum Holz & Energie» ist, fehlen nicht zuletzt infolge der erheblichen Baukostenteuerung während der Planungsphase noch rund 20 Prozent der benötigten Mittel. Die Genossenschaft ist nun auf der Suche nach weiteren Sponsoren und Gönnern. Sepp Fust ist aber zuversichtlich, dass genügend finanzielle Mittel für den Kopfbau rechtzeitig zusammenkommen.

Über diese und viele weitere Themen lesen Sie in der neuen Ausgabe von «WALD und HOLZ».

Wald und Holz jetzt abonnieren

ähnliche News aus dem Wald